Mittwoch, 1. August 2012

Die ominöse Geburt des Heinrich Ortmeyer

Die Geburt meines Ur-Ur-Ur-Großvaters Heinrich Ortmeyer gibt mir immer noch Rätsel auf. Heinrich war einer der Urgroßväter meiner Großmutter mütterlicherseits. In einer Zeit, in der die Angaben in den Kirchenbüchern in den allermeisten Fällen schon sehr präzise sind, sehe ich lauter Fragezeichen...

Es steht fest, dass Heinrich am 8. Dezember 1899 in der Steinhauser Arrode Nr. 5 in Halle (Westf.) an Altersschwäche gestorben ist. Die Jahrhundertwende hat er damit nur um rund dreieinhalb Wochen verpasst. In seinem Sterbeeintrag im Haller Kirchenbuch wird er als Leibzüchter bezeichnet, der zwei Söhne hinterließ.

Soweit, so gut. Das eigentliche Problem beginnt damit, dass im Sterbeeintrag kein konkretes Geburtsdatum, sondern nur sein Alter angegeben ist: 75 Jahre. Danach wäre er 1824 geboren. Als Geburtsort wird Enger angegeben. Von Enger, das heute im Kreis Herford liegt, bis nach Halle sind es ungefähr 20 Kilometer. Nur hört der Familienforscher eben die Nachtigall trapsen, wenn in einem Sterbeeintrag einfach nur ein rundes Alter angegeben wird.

Ebenfalls aus dem Sterbeeintrag weiß ich, dass die Hochzeit mit seiner Frau Anne Marie Elisabeth Schulte am 26.04.1857 in Brockhagen stattgefunden haben soll. Aus irgendeinem Grunde führen mich in meiner Forschung ständig Linien nach Brockhagen.

Der Heiratseintrag in Brockhagen war schnell gefunden:

Heinrich Ortmeier, geb. 1824 in Enger, Eltern: Hermann Heinrich Ortmeier und Catharine Wilhelmine Schäffer, Eltern beide tot, heiratete am 26.04.1857 Anne Marie Elisabeth Schulte, geb. am 16.03.1833 in Brockhagen, Eltern: Johann Heinrich Schulte und Anne Marie Lindert.

Der Eintrag hilft mir aber auch nur bedingt weiter, denn ich weiß inzwischen, dass er nicht ganz korrekt ist: Anne Marie Elisabeth Schulte wurde eben nicht in Brockhagen geboren, sondern in Künsebeck. Wenn der Pastor bei ihr einen falschen Geburtsort einträgt, warum dann nicht auch bei ihm? Vor allem, weil er Fräulein Schultes Geburtsdatum ganz einfach hätte nachprüfen können. Ganz davon abgesehen nannte sich die Familie ihrer Mutter nicht "Lindert", sondern auf gut Westfälisch "Linnert". Ich bin aber durchaus bereit, über diese Kleinigkeit hinwegzusehen, auch wenn Fräulein Schultes Mutter tatsächlich eine geborene Linnert aus Brockhagen war.

Der nächste Schritt bestand im Wälzen der Kirchenbücher von Enger, die die kleine Tücke aufweisen, dass sie in Stadt- und Landgemeinde unterteilt sind. Ich habe beide Bücher durchgesehen: Von Ortmeiers oder Ortmeyers habe ich keine Spur gefunden. Die einzigen Ortmeyers zu dieser Zeit in Enger bekamen ihre Kinder erst ab 1836, und die Mutter zu diesen Kindern war auch keine geborene Schäffer. Hmmm.

Heinrich und Anne Marie Elisabeth Ortmeyer bekamen zumindest ihre ersten beiden Kinder in Brockhagen. Danach zogen sie ins Kirchspiel Halle und bekamen noch mindestens zwei weitere Kinder, darunter meinen Ururgroßvater Friedrich Wilhelm August Ortmeyer.

Die Tatsache, dass im Landeskirchlichen Archiv in Bielefeld die Verkartungen der Haller Kirchenbücher zu finden sind, nutze ich, um einmal nachzusehen, ob es denn noch weitere Ortmeyers in Halle gab. Und siehe da: Ich fand die Heirat eines Caspar Heinrich Ortmeyer, 1801 in Halle geboren, mit einer Anne Marie Elisabeth Castrup, die in Jöllenbeck geboren sein soll. Die Hochzeit fand am 10. Mai 1826 in Halle statt. Und genau diese Anne Marie Elisabeth Castrup war die Witwe von Johann Petrus Schäfer, den sie am 8. November 1824 in Enger geheiratet hatte.

Wenn ich die Indizien zusammennehme, dann muss ich davon ausgehen, dass Heinrich der Sohn von Johann Petrus Schäffer, der übrigens aus Lügde stammte, und Anne Marie Elisabeth Castrup war. Als Johann Petrus Schäffer starb und kurz darauf seine Witwe den Caspar Henrich Ortmeyer aus Halle heiratete, dürfte er den meisten Hallern einfach als Heinrich Ortmeyer bekannt gewesen sein. Dass die Vornamen der Eltern nicht mit dem Brockhagener Heiratseintrag zusammenpassen, bleibt ein Makel, kann aber eventuell damit erklärt werden, dass der das Kirchenbuch führende Pastor auch schon an anderer Stelle der "Schlamperei" überführt werden konnte. (Und wenn die Eltern des Bräutigams sowieso tot sind - wen sollten dann ein paar falsche Vornamen stören? Genau - den Familienforscher!)

Die Frage, wo Heinrich denn nun geboren wurde, bleibt aber. Wenn jemand den Eintrag findet, dann kann er mir gerne Bescheid geben.

Und solange ich Heinrichs Taufeintrag nicht gefunden habe, werde ich diese Geschichte als das betrachten, was sie (noch) ist: Eine Theorie.






2 Kommentare:

  1. lustig,interessant.ich glaube die Anna Marie Elisabeth Castrup ist die,geb. am 18.7.1794 in Jöllenbeck,
    Vater Johann Christian C.geb. 8.7.1777 Mutter A.M.I. Schweppe .1827,13. 4. Christian Friedrich O.geb.
    II oo des Caper O. mit mit Anne Marie Schaefe, 2. Kind ist Friedrich Heinrich,9.11.1833,dieser heuratete in 2. Ehe am 22.4.1857 Anne Marie Elisabeth Schulte.
    Der Aussteller dieser Heiratsurkunde hatte wohl schon einige Gläser Meßwein intus. H.K.

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    1. Ich glaub's auch... ;-) Es wäre jedenfalls eine Erklärung... ich werde mich der Sache nochmal annehmen. Wenn die 75 Jahre tatsächlich keine 75, sondern eher 65 Jahre gewesen sind, der "Friedrich" vom "Friedrich Heinrich" im Laufe der Jahre unter den Tisch gefallen ist und die erste Frau Ortmeyer (die geborene Hobeler) schon Anfang 1857 oder eher gestorben ist... dann könnte es glatt hinkommen. Gucken wir mal.

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