Sonntag, 19. August 2012

Forschungstrip nach Sachsen-Anhalt und Brandenburg - Teil I: Clausewitz, Fontane und mein Uropa...

Ich habe es nun endlich geschafft, meinen lange gehegten Plan vom Forschungsurlaub in Sachsen-Anhalt und Brandenburg auch tatsächlich in die Tat umzusetzen, wenn auch nur für ganze dreieinhalb Tage. Und ich muss sagen, es hat sich gelohnt. Es war ein sehr ereignisreicher Trip, in mehr als einer Weise.


Was mich bis jetzt immer davon abgehalten hatte waren die langen Vorlaufzeiten, auf die man sich einstellen muss, wenn man das Kirchenarchiv der Kirchenprovinz Sachsen in Magdeburg heimsuchen möchte: mindestens vier Monate kann man dort einplanen. Ich hatte nun aber einen Archivplatz für den 13. und den 14. August ergattert, und das sogar relativ kurzfristig, weil man ein zusätzliches Lesegerät angeschafft hatte und deshalb Zusatzplätze vergeben konnte.


Um auch ja gaaaanz pünktlich montags um 08.30 Uhr im Archiv zu sein, hatte ich mich entschlossen, mich schon am Sonntag nachmittag auf den Weg zu machen und mich am Sonntag abend noch ein bisschen in Burg, dem Geburtsort meines Uropas Willy Hauffe, umzusehen.


Ich hatte Glück, kam gegen 17.30 Uhr in meiner Pension an, brachte meine Sachen auf mein Zimmer im zweiten Stock und machte mich direkt danach auf den Weg in die Burger Altstadt, um die Adresse Schulstraße 7 zu suchen. Dort wurde Willy am 27.05.1896 als Sohn des Schuhmachermeisters Carl Hauffe und seiner Frau Sophie geb. Rohde geboren.


Die Adresse habe ich auch sofort gefunden, obwohl die Schulstraße inzwischen eine Einbahnstraße ist:


Nur um es klarzustellen: Das Haus am rechten Bildrand ist Nummer 6, nicht Nummer 7.

Da stand ich also nun mit meinen 1,62 m und versuchte herauszufinden, was sich denn hinter dem Tor befindet: Es kann sich eigentlich nur um einen Carport handeln. Ich bin also zu spät gekommen; das Geburtshaus von Willy steht nicht mehr.


Man kann sich vorstellen, dass ich im ersten Moment erst einmal eine Fleppe gezogen habe, wie man hier in Ostwestfalen so schön sagt. Es könnte aber immerhin gut sein, dass der graue Mauerteil rechts von der Tür noch zum ursprünglichen Haus gehört hat (man sieht, ich war an einem Punkt angekommen, an dem ich mich auch an Kleinigkeiten festhalten wollte...).


Die Schulstraße ist eine der ältesten Straßen in Burg; sie führt parallel des Breiten Weges vom Ihle-Kanal direkt nach Norden hoch zur Berliner Straße.



Ungefähr 50 Meter von Willys Geburtshaus entfernt, in der Schulstraße 12, wurde 1780 Carl von Clausewitz geboren, der sich später als preußischer General und Militärhistoriker einen Namen machte:






Ein Ausspruch, mit dem Herr von Clausewitz nicht ganz unrecht hatte, findet sich auf der Gedenktafel über der Tür:




"Die Zeit ist Euer, was sie sein wird, wird sie durch Euch sein."


Ich hätte es nicht besser sagen können.


Noch einmal zwei Häuser weiter, in der Schulstraße 14, befand sich ein Festsaal, in dem 1840 Theodor Fontane verkehrte, als er für ein Jahr lang als Apothekenhelfer in Burg arbeitete.



Die blaue Tür ist ein echter Hingucker, oder?


Fontane schrieb übrigens über Burg, es sei eine "ansehnliche Stadt, von der trotzdem niemand nichts weiß. Oder doch nicht viel. Die Nähe Magdeburgs hat es von Anfang an in den Schatten gestellt." Da könnte er recht gehabt haben.

Man kann also durchaus konstatieren, dass in der Schulstraße einige interessante Gestalten ein und aus gingen: Clausewitz, Fontane und mein Uropa.



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