Dienstag, 23. Oktober 2012

Ich könnte nicht ohne... Pickert!

Der Herbst zeigt sich in diesen Tagen von seiner schönsten Seite, wenigstens hier in Ostwestfalen. Das Schöne am Herbst ist aber nicht nur die wunderprächtige Färbung der Blätter... schön ist es auch, wenn man nach dem Spaziergang wieder in der gemütlichen Küche sitzen und sich über Pickert hermachen kann. Der schmeckt im Herbst immer noch am besten, obwohl man ihn natürlich zu jeder Jahreszeit essen kann.

Wie? Sie kennen keinen Pickert?!

Die Grundlagen dazu findet man immerhin bei Wikipedia:


Damit wir uns hier richtig verstehen: Ich bin Ostwestfälin. Ich bevorzuge also (nicht nur aus der Tradition heraus) den klassischen Kastenpickert gegenüber dem lippischen Pickert. Pickert ist eben nicht gleich Pickert...

Warum ich Sie hier damit quäle? Ganz einfach: Pickert ist eines der Gerichte, das eine klassische westfälische Tradition hat. Wenn ich über einem Stammbaum brüte und dabei Hunger bekomme, dann denke ich automatisch an Pickert, denn das war und ist ein Gericht, das auch schon unsere Vorfahren hier in der Gegend über Generationen verspeist haben. Wenn man sich schon mit der westfälischen Kulturgeschichte auseinandersetzt, die ja mit der Familienforschung auf Du und Du steht, dann kommt man am Pickert nicht vorbei...

Ich stamme aus einer Familie begeisterter Pickertesser. Wenn es ein traditionelles Gericht gibt, das wir alle mögen (Möppkenbrot und Wurstebrei scheiden bei den meisten sowieso schon mal aus, und Grünkohl muss es für mich persönlich eigentlich auch nicht sein), dann ist es Pickert. 


Sieht doch gut aus, oder?

Und ist auch ganz einfach zu machen. Eigentlich.
Hier ist das Schwentkersche Familienrezept: 

Zutaten: 
10 bis 12 dicke Kartoffeln 
2 Pfund Mehl 
6 Eier
1 Päckchen Hefe 
1 Teelöffel Zucker 
Milch 
1 Esslöffel Salz 
1/2 Pfund Rosinen 

Zubereitung: 
Kartoffeln reiben. Die Hefe in das Mehl schütten. Alle Zutaten bis auf die Rosinen gut verrühren. Bei ca. 50 Grad im Ofen 30 Minuten gehen lassen. Dann die Rosinen dazugeben, gut durchrühren und in eine gefettete Kastenform füllen. Bei 200 Grad ungefähr 60 Minuten backen. Den Pickert aus der Form lösen und erkalten lassen, am besten auf einem Kuchenrost. In ca. ein cm dicke Scheiben schneiden. Die Scheiben in der Pfanne mit etwas Öl goldbraun braten. 

Uneigentlich kann es durchaus sein, dass sich mitten im Pickert ein Loch gebildet hat. Zur Tradition gehört es dann auch, sich darüber gebührend, aber nicht allzu lange zu ärgern.

Man kann den Pickert natürlich auch pur essen, aber hier handelt es sich um einen der wenigen Fälle, in denen der Ostwestfale echte Fantasie entwickelt. Ich mag ja sehr dünn geschnittenen rohen Schinken, aber gesalzene Butter, Pflaumenmus und vor allem Rübenkraut (also Zuckerrübensirup) sind auch extrem beliebt. Oder Marmelade. Oder Leberwurst. Oder Apfelmus. Oder ... 


Jetzt habe ich Hunger.

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