Montag, 11. Februar 2013

An Tagen wie diesen...

In die Geschichtsschreibung zumindest der katholischen Kirche wird dieser Tag wohl als historisch eingehen. Unsere Vorfahren der letzten 700+ Jahre hätten sich wohl nicht träumen lassen, dass wir es tatsächlich einmal erleben, dass ein Papst zurücktritt.

Und das auch noch am Rosenmontag. Das nenne ich Timing.

Nur zur Erinnerung: Als das zum letzten Mal passiert ist (und das war laut wikipedia im Jahr 1415, laut aktueller Fernsehberichterstattung im Jahr 1294 - was bitte stimmt denn nun?), war Martin Luther in jedem Fall noch nicht einmal geboren und vom Führen von Kirchenbüchern war man noch weit entfernt.

Ich fuhr gerade über den Hapken von Halle nach Werther, als ich im Autoradio davon gehört habe. Meine erste Reaktion auf die Nachricht war wohl typisch: Ist das ein Scherz?! Anscheinend nicht. Hmm.

Reaktion Nr. 2: "Unter meiner Namensvetterin tritt sogar der Papst zurück. Erstaunlich, welche Ausmaße das im Moment annimmt. Minister, Bundespräsidenten, Königin Beatrix ja, klar, die schon, aber der Papst?!"

Schon in den letzten Monaten ist das Thema "Kirche" als solches wieder ziemlich aktuell geworden. Die Medien sind dabei, alle möglichen und scheinbar unmöglichen Facetten insbesondere der katholischen Kirche zu hinterfragen. Der erste Rücktritt eines Papstes in der Neuzeit wird da natürlich noch einmal Öl ins Feuer gießen.

Das bringt mich zu der Frage: Wissen wir eigentlich, wie religiös unsere Vorfahren waren?

Manchmal haben wir Glück, und der jeweilige Pfarrer hat im Sterbeeintrag etwas darüber geschrieben. Ab und an finden wir einen Eintrag, dass jemand aus der jeweiligen Kirche ausgetreten ist (unsere Nachkommen werden diese Art von Einträgen wohl öfter vorfinden als wir).

Die meisten meiner Vorfahren waren protestantisch, was ja auch kein Wunder ist, wenn man sich die Geschichte hier im Ravensberger Land einschließlich der Erweckungsbewegung Mitte des 19. Jahrhunderts anguckt. Eine Linie (Clara Grünkemeyer und ihre Vorfahren) war katholisch. Aber das muss ja nicht tatsächlich heißen, dass man auch religiös war. Kirchenzugehörigkeit und Glaube können durchaus zweierlei sein.

Spiritualität, in welchem Sinne auch immer, ist Teil unserer Persönlichkeit. Sie war also auch Teil der Persönlichkeit unserer Vorfahren. Von einem meiner Urgroßväter weiß ich, dass er sehr fromm war. Bei einem anderen weiß ich, dass er zumindest einem Posaunenchor erlaubt hat, auf seinem Boden zu üben, was dafür spricht, dass er der Erweckungsbewegung nahe gestanden haben dürfte. Von meinem Vorfahren Caspar Henrich Hunger genannt Trebbe (1729-1803) bin ich im Besitz einer Transkription seines Tagebuches, aus dem man schließen kann, dass er tatsächlich gläubig war.

Letztlich muss ich aber zugeben, dass dies ein Bereich ist, den ich bei meinen Forschungen bis jetzt etwas vernachlässigt habe. Das wird sich in der nächsten Zeit wohl ändern...

Ich werde mich hüten, hier religiöse Diskussionen zum Zaun zu brechen. Deshalb beende ich diesen Post mit meiner Reaktion Nr. 3: Jedem sei ein Ruhestand gegönnt. Auch wenn ich mit ihm nicht allzu oft einer Meinung bin.

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