Mittwoch, 6. Juni 2012

Die Geschichte von Heinrich und Johanne: Ein Update

Erinnern Sie sich noch an "Die Geschichte von Heinrich und Johanne"? Wenn nicht, dann ist hier der Link:

http://familienforschung-in-owl.blogspot.de/2012/05/die-geschichte-von-heinrich-und-johanne.html


Inzwischen habe ich bei ancestry die Verlustlisten aus dem Ersten Weltkrieg nach Heinrich Sickendiek durchsucht. Und ich habe Heinrich gefunden (mittlere Spalte, oberster Eintrag):



Sickendick (nicht Siekendick), Heinrich (2. Komp.) - Hörste - gefallen. 


Heinrich war schon am 11.09.1915 in der Schlacht bei Wilna gefallen, die am 09.09.1915 begonnen hatte. Er taucht aber erst in der Verlustliste vom 14. Januar 1916 auf. Die Veröffentlichung erfolgte also knapp vier Monate nach seinem Tod.

Ich weiß nicht, ob - und wenn ja, von wem - meine Urgroßmutter Johanne schon früher über seinen Tod informiert worden war. Oft war es ja so, dass der jeweilige Vorgesetzte einen Brief an die Angehörigen geschrieben hat, in dem wenigstens ein Teil der Todesumstände geschildert wurde (alle Einzelheiten wären für die Angehörigen wahrscheinlich auch unerträglich gewesen). Wenn es auch hier so gewesen sein sollte, dann ist der Brief jedenfalls nicht mehr in meinem Teil der Familie vorhanden.

Ich hoffe, dass Johanne aus einem Brief erfahren hat, was mit ihrem Mann passiert ist, und nicht aus einer Verlustliste. Wie wurden die Verlustlisten eigentlich publik gemacht? Wurden sie an einer zentralen Stelle im Ort ausgehangen, so dass das halbe Dorf gleich lesen konnte, wer verwundet, vermisst oder gefallen war?

Früher bin ich an Kriegerdenkmälern immer ziemlich achtlos vorbeigeschlendert. Heute finde ich es irgendwie beruhigend, dass sie da sind (wenn sie mir auch oft zu martialisch gestaltet sind), aber beunruhigend, dass ihr Erinnerungswert nicht wahrgenommen wird. In Hörste findet man das Kriegerdenkmal an zentraler Stelle neben der Kirche:


 Und so hat auch Heinrich seine Spuren in Hörste hinterlassen (vorletzte Zeile):


Seitdem ich weiß, wie Heinrich aussah, sehe ich das Denkmal mit anderen Augen. Es ist persönlicher geworden; es rührt mich mehr.

Familienforschung ist eben mehr als die Summe aus Zahlen, Daten und Fakten.


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