Freitag, 1. März 2013

22 auf einen Streich

Viele Familienforscher, die ich kenne, gucken sich gesamte Familien nur dann genauer an, wenn es sich um "alte Bauerngeschlechter" handelt. Unterhaltungen beginnen dann oft mit den Worten: "Ich stamme aus dem alten Bauerngeschlecht der .... (Meier/Müller/Schulze)", und zwar mit einer Inbrust, die nahe legt, dass diese Forscher meinen, dass es etwas Besonderes sei. Ein Fall von genealogischem Snobismus.

Nun ja. Wenn ich hier darlegen würde, von welchen alten Bauerngeschlechtern ich abstamme, dann würde das locker den Rahmen dieses Posts sprengen.

Abgesehen davon finde ich gerade die Vielfältigkeit spannend. Ich freue mich immer, wenn ich herausfinde, dass ein Vorfahre von mir einmal nicht Heuerling oder Colon war.

Was mir im Laufe der Jahre aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass sich unter "meinen" Sickendieks, die ursprünglich aus Bockhorst kamen, ziemlich viele Schneider tummelten. Es war ja auch ziemlich praktisch, bei den eigenen Eltern zu lernen, denn das Lehrgeld konnte auf diese Weise in der Familie bleiben.

Ich habe mich einmal hingesetzt und per Hand einen Stammbaum gezeichnet, der insoweit aus dem üblichen Rahmen fällt, als er nur die männlichen Sickendieks bzw. Sickendiecks bzw. Sickendicks bzw. Siekendieks bzw. Sieckendiecks enthält, bei denen ich die Berufsbezeichnung "Schneider" gefunden habe. Sieht zwar nicht hochprofessionell aus, und der Scan ist auch nicht ganz gerade geworden, aber für meine eigenen Zwecke hier reicht's.

Insgesamt habe ich bis jetzt 22 (in Worten: zweiundzwanzig) männliche Familienmitglieder in schs Generationen gefunden, die ihren Unterhalt (oder wenigstens einen guten Teil davon) mit der Schneiderei verdient haben. Hier sind sie:



Ich hoffe mal, man keine meine Schrift auch lesen...

Ist gar nicht mal so einfach, alle auf einem Blatt zusammen zu bekommen. Den jeweiligen Nachnamen habe ich deshalb weggelassen und nur den jeweiligen Ort und Geburts- und Todesjahr eingefügt, soweit sie mir bekannt sind. Ich kann auch nicht genau sagen, ob ich alle tapferen Schneiderlein "erwischt" habe, denn bei einigen Sickendiek-Männern kann ich den Beruf (noch) nicht genau bestimmen.

Die blau Unterstrichenen sind die Vorfahren in meiner direkten Linie. Mit Heinrich Wilhelm legte meine Linie Nadel und Faden zur Seite.

Gut, heutzutage kaufen wir Kleider von der Stange, von denen die meisten eben nicht hier vor Ort gefertigt werden, sondern in den sogenannten Billiglohnländern.. In Zeiten, in denen Geiz geil sein soll, beschränkt sich die Schneiderei, die heute noch praktiziert wird, im Grunde die reine Änderungsschneiderei, wenn die Hosenbeine zu lang sind oder der Rocksaum ein bisschen ausgelassen werden muss - wenn wir selbst also nicht in das Raster der Kleidergrößen passen, die wer-auch-immer uns vorgibt, was ja eigentlich ein ziemlich deprimierender Zustand ist. Dieser Zustand ist aber auch eine Erklärung, weshalb es heute keinen "Schneider Sickendiek" mehr gibt: Die Industrialisierung hat hier eine lange Familientradition ausgelöscht...  schade.

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